08.10.08

Anleitung zum Bombenbau im Internet

Gerade habe ich die Meldung auf Spiegel Online gesehen, dass in Wolgast (nicht weit von Rügen) ein 15-Jähriger bei der vorzeitigen Explosion einer selbstgebastelten Bombe verletzt worden ist. Mit Verätzungen im Gesicht und einer Augenverletzung wurde er zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Zusammen mit einem 14 Jahre alten Freund hat der Knabe versucht, einen Sprengkörper aus Haushaltschemikalien zu bauen. Die Anleitung dafür stammte aus dem Internet.

Ich beschäftige mich ja schon länger mit dem Thema, ob es tatsächlich öffentlich zugänglich brauchbare Anleitungen für den Bomben- und vor allem Zünderbau im Web gibt. Denn das soll auch in meinem Regional-Krimi "Aktion Störtebeker" eine Rolle spielen. Und tatsächlich habe ich den einen oder anderen konkreten Hinweis gefunden. Beispielsweise, wie man ein Handy manipulieren muss (siehe Foto), damit sich damit ein Sprengsatz zur Explosion bringen lässt.

Auf viel professionellerer Ebene befasst sich damit das Security-Beratungsunternehmen PAN AMP AG, das gerade eine Studie dazu veröffentlicht hat. In einer Pressemitteilung warnen die Experten:
Insbesondere neueste Sprengstoff- und Bombenbauanleitungen haben ein militärisches Niveau erreicht und stellen eine Besorgnis erregende Gefahr für die Innere Sicherheit dar. Der steile Anstieg auf 509.421 detektierte Sprengstoff- und Bombenbauanleitungen in Deutschland führte bereits zu zahlreichen Sprengungen der meist jugendlichen Nachbauer.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Anleitungen für besonders professionell entwickelte Fernzündungen deutscher Hobby-Spreng-Kommandos per Internet in Krisengebiete gelangen und dort die Bomben gezündet werden. Bei den terroristischen Anschlägen von Madrid 2004 kamen Mobiltelefone, verbunden mit dem Zünder und dem Sprengstoff, zum Einsatz. Die zwei Varianten-Anleitung zur Sprengung per Mobiltelefon findet seither eine nahezu tägliche Verwendung bei Anschlägen im Irak und in Afghanistan.

Das Video eines jugendlichen Bombenbauers aus Deutschland zeigt, dass die bislang zu Terroranschlägen verwendete Anleitung nun auch in Deutschland nachgebaut und gesprengt wird. Ein nach einer Internetanleitung manipuliertes Mobiltelefon wird an eine Rohrbombe angeschlossen und gezündet. Die Detonation zerreißt einen Baumstamm.

Die Langzeitstudie zum „Internet-Bombenbau“ belegt, dass bislang in terroristischen Kreisen zirkulierte Bombenbauanleitungen per Internet in deutsche Kinderzimmer gelangt sind und bereits nachgebaut werden. Auch ein direkter Austausch von Bombenbauanleitungen zwischen Hobby-Bombenbauern und Terroristen kann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Das Schicksal der beiden Jungs aus Wolgast, die ja noch verhältnismässig glimpflich davongekommen sind, sollte jedem Hobby-Chemiker zu denken geben. Denn wer garantiert einem, dass im Internet nicht Anleitungen kursieren, die einfach gefälscht sind und unerwartete Folgen haben. Wobei es sowieso ein gefährliches Spiel ist, einfach irgendwelche Chemikalien zusammenzumixen. Das werde ich sogar die Attentäter in meinem Krimi nicht tun lassen.