18.05.09

Prozess gegen die Sauerland-Gruppe: Alles nur Enten?

Über die islamistische "Sauerland-Gruppe", die derzeit in Düsseldorf vor Gericht steht, habe ich hier im Blog schon wiederholt etwas geschrieben. Auch über die offensichtlichen Widersprüche und Geheimdienstverstrickungen.

Der "ARD-Terrorismusexperte" Holger Schmidt hat kürzlich eigens ein Weblog eingerichtet, um kontinuierlich "über den größten Terroristen-Prozess seit der Roten Armee Fraktion" zu berichten. Dort werden zwar sehr viele Details aus der Verhandlung wiedergegeben. Aber über die Hintergründe erfährt man so gut wie nichts. Auch die im März ausgestrahlte ARD-TV-Dokumentation "Terroristenjagd im Sauerland. Wie das BKA ein Blutbad verhinderte", die sehr auf authentisch getrimmt war, verschleierte mehr, als dass sie aufklärte.

Kritischer Journalismus in diesem Fall? Fehlanzeige. Es dominiert die Sichtweise des BKA und des Generalbundesanwalts. Letzte Woche hat dankenswerterweise der Deutschlandfunk unter dem Titel "Ein Käfig voller Enten? Recherchen zur Sauerlandzelle" ein Feature von Walter van Rossum gesendet, dass man sich unbedingt anhören sollte. Denn dort wird genüßlich die angebliche Indizienkette der Ermittler auseinandergenommen und der Finger in manche Wunde gelegt. Hier die Aufzeichnung der Sendung als MP3-Stream und das Manuskript. Das Fazit des Autors:
Betrachtet man die Geschichte der sogenannten Sauerlandbomber aus der Nähe, dann bleibt wenig übrig von den eiskalten Terroristen, die von Al Kaida gesteuert die Superbombe in Deutschland zünden wollten. Wir sehen Amateure, die mit ungeeigneten Chemikalien gefährlich rumhantieren und sich geradezu grotesk auffällig benehmen. Die angeblichen Verbindungen zur Crème des internationalen islamistischen Terrorismus sind reichlich undurchsichtig. Man muss, die bekannten Fakten nüchtern betrachtet, die medial verbreitete Geschichte von der generalstabsmäßig organisierten und durchgeführten Geheimoperation der Sicherheitsbehörden gegen die zum Blutbad entschlossenen Terroristen aus guten Gründen bezweifeln. Beunruhigender sind die deutlichen Hinweise auf die Verstrickungen der verschiedenen Geheimdienste in die Aktivitäten der verdächtigen jungen Männer. Genauso beunruhigend ist aber auch, dass der überwiegende Teil der Medien von den Ungereimtheiten der offiziellen Darstellung aus Kreisen der Sicherheitsbehörden keine Notiz zu nehmen bereit ist, geschweige denn sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit macht. 
 (via annalist)