25.06.09

Die Grenze: Bürgerkrieg in Meck-Pom

Ein Horrorszenario: 

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich in den letzten Jahren extrem verschlechtert und die gesellschaftliche Stimmung brodelt. Chaotische Zustände treten ein und treiben die Menschen auf die Barrikaden. Der soziale Kitt, mit dem die Gräben zwischen Arm und Reich mühsam verspachtelt sind, bröckelt. Die extremen politischen Kräfte schüren die Ressentiments, um daraus unter anderem Kapital für anstehende Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zu schlagen.

Die extreme Rechte sammelt sich in der DNS („Deutsch. National. Stolz“), der Partei des charismatischen Populisten Maximilian Schnell. Der versteht es mit seinem Sinn für mediale Inszenierung und vor allem dem massiven Einsatz von Geldmitteln sehr geschickt, die Menschen auf seine Seite zu ziehen. Schnell geht es vor allem um das Spiel mit der Macht - er ist unberechenbar und für die politischen und wirtschaftlichen Kräfte nicht einzuschätzen. Die DNS schließt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Abspaltung Mecklenburg-Vorpommerns von der Bundesrepublik nicht aus - und es besteht die reale Gefahr, dass Schnell die Wahl gewinnt.

Ein Szenario, das in der Bundesregierung extreme Unruhe hervorruft. Um diesen Albtraum zu verhindern und die bürgerkriegsähnlichen Zustände in den Griff zu bekommen, sieht der Krisenstab der Regierung nur die Möglichkeit: den Spitzenkandidaten der linken Gegenpartei ("Neue Linke") unter ihrem Chef Franz Geri heimlich aufzubauen und zu unterstützen. Von zwei Übeln scheint dies das kleinere zu sein. Der Verfassungsschutz tritt auf den Plan und unterwandert die sich bekämpfenden Gruppen. Und zwar mit Hilfe von
Rolf Haas, der von heute auf morgen seiner Existenz beraubt wird und nun im Auftrag der Schlapphüte Schnell, seinen alten Intimus aus linksradikalen Tagen, ausspionieren und ans Messer liefern soll.

Die Rechten und die Linken liefern sich Straßenschlachten wie im Bürgerkrieg, ein Rockkonzert endet in einer wüsten Schießerei, bei der ein kleiner Junge zu Tode kommt. Und mittendrin findet sich die ehemalige Geliebte von Haas, die Ex-Polizistin Nadine Manz, und deren Vater Erich. Der ehemalige NVA-Fallschirmjäger, der gerade als Fischer durch die Wirtschaftskrise sein Auskommen verloren hat, wirkt aktiv bei der Bekämpfung der DNS mit. 
Soweit klingt der Sat.1-Thriller "Die Grenze", für den in der vergangenen Woche in Stralsund unter reger Beteiligung der Bevölkerung etliche Massenszenen gedreht wurden, ganz spannend und plausibel. Mal abgesehen von dieser unsäglichen Rechts-Links-Gleichsetzung. Im Ergebnis der Auseinandersetzungen haben sich die Drehbuchschreiber dann aber auch noch ausgedacht, dass sich Mecklenburg-Vorpommern nach einem Sieg der "Linken" tatsächlich von der BRD abspaltet. Als sozialistische Volksrepublik - mit einer innerdeutschen Grenze inklusive Mauer, Posten, Visum und Zwangsumtausch. 

Diese Wiederkehr der DDR im Kleinen wollen sie als ironische Pointe verstanden wissen: Mit dem sozialistischen Mecklenburg-Vorpommern erhält die Bundesrepublik ein Billiglohnland direkt vor der Haustür, dessen Regime sie an der kurzen Leine hält. Und die sozialen Unruhen sind plötzlich weg. 

Mit einem großen Aufgebot an Star-Schauspielen - unter anderem Benno Fürmann, Thomas Kretschmann, Marie Bäumer, Anja Kling, Uwe Kockisch, Inka Friedrich, Roland Zehrfeld und Katja Riemann (als Bundeskanzlerin) soll der Zweiteiler im Januar 2010 die Massen vor die Glotze locken. 

Nico Hofmann, Chef der Produktionsfirma teamWorx beschreibt seine Überlegungen für das 8-Millionen-Euro-Projekt so: "Mit die Film skizzieren wir ein radikales Zukunftsszenario: Was wäre, wenn das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich in Deutschland zu sozialen Unruhen führt? Was bedeutet es, dass sich immer mehr Deutsche in West und Ost die Mauer wieder zurückwünschen? 'Die Grenze' geht der Frage nach, was in Deutschland passieren könnte, wenn die bürgerlichen Parteien ihre Anziehungskraft verlieren und sich dieses Land mit radikalen Links- und Rechtsparteien weiter auseinanderlebt: ein Bundesland spaltet sich als 'kleine DDR' ab, und die Mauer wird wieder aufgebaut."

Schon vor zweieinhalb Jahren entstand die Idee für den Thriller. Dass die Fiktion von zunehmenden sozialen Verwerfungen so schnell von der Realität eingeholt werde könnte, hat Hofmann sich damals nach eigenen Worten nicht vorstellen können. Jetzt, meint er, erscheine „Die Grenze“ angesichts der globalen Wirtschaftskrise geradezu gegenwärtig. Auch wenn der Plot mir etwas haarsträubend vorkommt, dürften im kalten Januar 2010 auf jeden Fall zwei spannende Fernsehabende zu erwarten sein.