20.06.09

Verhüllung in Prora: Colorbeach wird die größte Freiluftgalerie der Welt

An dem Spektakel hätte bestimmt auch Verhüllungskünstler Christo seine Freude: Ab dem 11. Juli soll  die Fassade der Blöcke I bis V des "Koloss von Prora" zur größten Open-Air-Galerie der Welt werden und ins "Guiness-Buch der Rekorde" Einzug halten. Colorbeach heißt die Aktion des Dresdners Arne Nowak. Bis zu 800 Kunstwerke sollen auf beiden Seiten des Betongiganten angebracht werden — jedes 5,20 x 3,80 Meter groß und wenn möglich von Künstlern aus der ganzen Welt.

Jeder Interessierte kann mitmachen und seinen digitalisierten Beitrag aus den Genres Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei an das Projektbüro einsenden. Nach einer Überprüfung wird das Bild dann zunächst auf der Colorbeach-Website in die (derzeit noch leere) virtuelle Galerie übernommen. Im nächsten Schritt erzeugen die Veranstalter ein Blow-up, das auf feuerbeständiges Gewebe gedruckt wird. Diese Vergrößerung wird dann an der Fassade des Gebäudes befestigt. Details stehen im Exposee (pdf).

Zunächst soll Block V des Gebäudes künstlerisch verhüllt werden, danach geht es Schritt für Schritt weiter. Bis zum August 2010. Die Landseite - so die Planung - soll etablierten Künstlern überlassen werden. Mit einer "Zeitreise durch die deutsche Kunstgeschichte — von 1936 bis heute." Die Seeseite wird dagegen für junge Künstler reserviert, darunter auch für Schüler von der Insel. Das Thema ist hier „Meine Welt“.  „Alles ist erlaubt, es kann gar nicht unterschiedlich genug sein. Nur plakative politische Botschaften wollen wir nicht“, hat Nowak angekündigt.

Das übergreifende Motto der Aktion heißt "Individualität contra Konformität". Der "Hauch des Deutsch-Nationalen" von Prora - so die amerikanische Galeristin Jill Clark, die als Kuratorin der Ausstellung engagiert wurde -  soll einer neuen, „globalen Identität“ weichen. Ein gute Idee, wie ich finde. Denn auch wenn jetzt wieder manche Leute meckern, weil sie das Konzept nicht verstehen: Besser als mit dem "Kratzputz gräulich" aus NVA-Zeiten werden die Fassaden des Betongiganten, der in meinem Krimi "Aktion Störtebeker" ja auch eine ziemliche Rolle spielt, allemal aussehen. Und Rügen hat eine Touristenattraktion mehr.